Adieu kleiner Mogli...

Adieu kleiner Mogli

 

Von Herzen danken wir dir, für diese ganz besondere Zeit mit dir. Du hast uns viel gelehrt, über dich - über uns. Deine 7 Leben hast du nun aufgebraucht, wir können es kaum glauben, dass wir dich gehen lassen mussten...

 

Schon unser Anfang war etwas Besonderes. Als wir die Nachricht von der Tierauffangstation erhielten, ein kleiner schwarzer Kater namens Gregor sei ihnen entwischt  warst du für uns ein kleiner, freiheitsliebener Rebell. Denn wie sollte es einer ca 3 Monatigen Katze denn gelingen, aus dem Tierheim ,auszubrechen,? Es dauerte dann aber ein paar Tage, bis wir uns zum ersten Mal sahen.

 

Wie süss du warst, mit deinen grossen grünen Augen und deinem schwarzen Babypelz. Aber wie scheu und wild du warst... Und wie schnell! Wie ein flinkes Wiesel bist du uns immer wieder entwischt.

Als man vorschlug, eine Falle aufzustellen um dich zu fangen, fand mein Vater, dann wolle er dich lieber behalten. Das Haus meiner Eltern war schon immer irgendwie auch eine Auffangstation für Tiere. 

 

Ich erinnere mich als Kind, als ich draussen spielte und plötzlich ein grosser bunter Papagei hinter mir im Gras sass. Coco blieb fast ein Jahr bei uns, bis sich sein Besitzer doch noch meldete. Meine Schwester und ich weinten bittere Tränen, als er abgeholt wurde.  Schildkröten, Wellensittiche... Alle fanden sie hier Asyl und die meisten blieben, weil sie niemand vermisste.

 

So auch zum Beispiel Mikesch, ein weisser Kater mit getigerten Flecken.

Er lief damals meinem Vater zu, gut erzogen, kastriert aber leider nicht gechipt. Trotz vielen Inseraten und Ausschreibungen fand sich der Besitzer von ihm nicht mehr. Da genau zu der gleichen Zeit unser Filou spurlos verschwunden war, entschloss sich Mikesch kurzer Hand, bei uns einzuziehen.

 

Auch zur gleichen Zeit entschloss sich die rote, ältere Tigerkatze Chiara, bei meinen Eltern einzuziehen. Sie war die Katze der ehemaligen Bewohner der Auffangstation, als diese weg zogen hatte Chiara wohl Heimweh. Mindestens sechs mal lief sie von ihrem neuen Zuhause weg um wieder bei meinem Vater vor dem Küchenfenster zu sitzen. So wurde gemeinsam mit der Familie beschlossen, das die betagte Chiara nun bei meinen Eltern bleiben darf. Chiara war es, die damals Mogli (Wir haben Gregor dann Mogli getauft. Es passte zu dem Dschungelkind, wenn er so durchs hohe Gras geschlichen kam) mit zum Fressen brachte. Sie hatte ihn wohl adoptiert und er hatte endlich eine Mama. Doch einfangen liess er sich trotzdem nicht. Mein Vater schaffte es mit der Zeit, ihn während des Fressens zu streicheln. Auch hatten wir das Gefühl, das er alten Männern eher vertraute als Frauen. Kaum hörte er eine Frauenstimme verschwand er sofort.

 

Chiara muss dann wohl verstorben sein, sie litt schon ziemlich an Altersbeschwerden und einige Zähne fehlten, wir fanden sie eines Tages einfach nicht mehr. So war Mogli wieder alleine. Immer wieder sah man ihn vorbei flitzen und ab und zu, wenn meine Schwester im Garten der Eltern herum werkelte, setzte er sich aus einer sicheren Distanz dazu und schaute ihr aufmerksam zu.

 

Es kam dann die Zeit für meinen Vater,  zu meiner Mama ins Altersheim zu ziehen. Es fiel ihm so unendlich schwer und auch die Sorge um Mogli (welchen er Möhrli nannte - So hiess Mogli eigentlich Mogli-Möhrli-Gregor, was für ein Name, was für ein besonderer Kater) war für ihn bedrückend. Wir versprachen, Mogli zu füttern und so gut es ging nach ihm zu schauen. Da Axel jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit nach ihm schaute, merkte Mogli doch langsam, dass es Axel gut mit ihm meinte. Aber nach wie vor rannte er sofort weg.

 

Dann kam der Moment, wo unser Gizmo starb. Wir hatten Gizmo als Baby, zusammen mit Filou, zu uns geholt. Auch er war ein spezieller Kater, manchmal schon fast unheimlich. Wir nannten ihn oft den Heiler, er hatte einfach etwas Spirituelles.  Nur lange Haare hatte er nie, obwohl er ein Norweger war.  Es war für uns ein grosser Schock als der Tierarzt anrief und und mitteilte, das jemand Gizmo tot gefunden hatte. Aber wir waren so unendlich dankbar, dass diese Frau angehalten hat und Gizmo zum Tierarzt brachte. Der Gedanke, dass dein Tier irgendwo liegt ist einfach unerträglich. Man weiss nie, lebt das Tier noch oder nicht? Wir wissen bis heute nicht, was mit Filou geschehen ist. Oder auch nicht zu wissen, wo das Tier ist - tot oder irgendwo eingesperrt, ist auch so schrecklich. Es schmerzt jedes Mal so sehr, ein Tier zu verlieren. Und doch haben meine Männer, Axel und mein Sohn Dario recht. Eine Katze hier einzusperren käme für uns nicht in Frage. Man muss vertrauen und loslassen.

 

Nach ca. einer Woche nach dem Gizmo gestorben war, schaute ich eines Morgens auf den Sitzplatz. Dort, auf dem Stuhl wo Gizmo immer geschlafen hatte, lag noch sein Kissen, ich hatte es noch nicht übers Herz gebracht, es weg zu räumen.

Ich traute meinen Augen nicht, ich musste erst meine Brille holen. Da schlief doch auf Gizmo's Kissen der kleine Mogli. Eingerollt, ein schwarzes Knäuel. Ich konnte es kaum glauben, in dem Moment öffnete er die Augen, sah mich da hinter der Scheibe stehen und weg war er....

 

Und so kamen nun die Tage, wo er sich immer wieder bei uns gezeigt hat. Natürlich haben wir immer wieder kleine Leckerlis gestreut, um ihn so zu uns zu locken. Manchmal sass einer von uns einfach stundenlang still am Boden, Mogli in sicherer Distanz. Wir kamen uns vor, wie in der Geschichte der kleine Prinz. Der kleine Prinz zähmt da einen Fuchs. Er braucht unheimlich Geduld und es gibt auch immer wieder Rückschläge. Und so ging es uns. Und doch kam er stetig näher, der kleine schwarze Kerl. Und im Herzen spürten wir, dass es richtig war, still zu sitzen...

Es wurde ein beständiges Ritual, jeden Morgen sass er auf dem Kissen, wenn ich die Türe öffnete, rannte er weg. Ich stellte das Futter hin und machte ein paar Schritte zurück. Sogleich kam er vorsichtig an und frass so schnell es ging um gleich wieder zu verschwinden.  Das ging jeden Tag so, bis ich immer näher bleiben durfte - und dann kam sogar der Moment, wo auch ihn während dem Fressen streicheln durfte. Ein wunderbares Gefühl.

Es ging so weiter, dass wir es sogar schafften, dass er ab und zu in die Küche kam. Hungrig und neugierig - aber immer seinen Fluchtweg im Auge. Und doch ging es relativ schnell jeden Tag besser! Es kam die Zeit, wo wir langsam daran denken mussten, dass er kastriert werden sollte. Das lag uns sehr auf dem Magen, wie sollten wir das anstellen? Unser Tierarzt gab uns dann Tipps. So fingen wir an, Moglis Futternapf in die Transportkiste zu stellen. Dies probten wir mal erfolgreicher, dann wieder weniger erfolgreich bis an den besagten Tag, wo der OP Termin war. Wir konnte es kaum glauben, er ging hinein zum fressen, mit Handschuhen bewaffnet schubsten wir ihn ganz rein und verschlossen die Kiste. Es war wohl schon ein Schock für ihn, doch er blieb unerwartet ruhig. Schweren Herzens brachten wir ihn dann zur Operation. Es war kein gutes Gefühl, wir wussten ja nicht, ob diese Aktion nun Mogli soweit bringt, dass er uns nicht mehr vertraut? Das er nachher ganz abhaut?

Wir hatten aber Glück, ich konnte ihn am Nachmittag wieder abholen. Eigentlich hätte er eine Nacht drin bleiben müssen, aber das konnte ich mir kaum vorstellen, wie das gehen sollte. Er war ja keine Hauskatze. So setzte ich mich mit dem noch von der Narkose bedüdelten Kater in die Küche, schloss die Türen und leistete ihm beim Erwachen Gesellschaft. Solange Mogli noch unter den Nachwirkungen des Medikamentes stand, erkannte ich den kleinen Kerl nicht mehr. Er war ein richtiger Schmuser... er setzte sich sogar auf meinen Schoss, schmuste mich andauernd an. Ich war total berührt. Doch je wächer er wurde umso mehr merkte ich, dass er eben doch noch wild war... Und wo er ganz wach wurde, musste ich ihn rauslassen. Er bekam eine solche Panik, er ging die Wände hoch. Egal wie es weiterginge... aber jetzt musste er raus.

 

Er rannte hinaus und ward nicht mehr gesehen. Wir fühlten uns furchtbar. Immer wieder riefen wir nach ihm, aber er kam nicht. Am andern Morgen ging ich mit ungutem Gefühl zur Türe, blickte hinaus und es fiel mir ein Stein vom Herzen. Mogli sass, wie jeden Morgen auf seinem Kissen. Als er mich sah, kam er mir entgegen! Ein kleines Wunder!

Eines Morgens kam ich hinaus, da sass er, der kleine Mogli, blutig mit hängendem Kiefer! Ich erschrak fürchterlich! Mit einem grossen Tuch fing ich ihn ein und nahm ihn ins Haus. Er wehrte sich aber kaum mehr, er atmete schlecht und wir sahen, dass der Unterkiefer gebrochen war.  Natürlich war Wochenende, wie immer wenn wir einen Notfall haben und unser Tierarzt war nicht da. Beim Notfallarzt angekommen, machte dieser uns nicht grosse Hoffnungen... er meinte, Mogli habe wahrscheinlich auch innere Verletzungen. Er müsse ihm den Kiefer richten und mit Drähten fixieren. Mogli ging es wirklich schlecht und doch versuchte er mit letzter Kraft von diesem Ort zu fliehen. Wir fühlten uns sehr hilflos, liessen ihn dann traurig zurück und warteten zu Hause auf den Anruf vom Tierarzt. Keiner von uns konnte irgendwie etwas tun... wir warteten und warteten und wussten nicht, was wir denken sollten. War unser Weg mit dem kleinen Kerl schon wieder vorbei? nein, DAS konnte einfach nicht sein. Und als der Anruf kam, es sei alles gut gegangen, wir können ihn abholen, mussten wir alle weinen vor Freude. Mogli hatte einfach etwas, wo unser Herzen berührte.

So steckte da jetzt ein Draht in seinem Kiefer. Es sah nicht wirklich schön aus, ein Stück stand heraus wie eine Antenne. Er hatte Hunger und als er frass, steckte er sich regelmässig Fleischbröckchen auf diesen Draht. Bei all dem Unglück mussten wir dann doch lachen. Es sah aus, als spiesse er sich Reiseproviant für später auf. 

 

Wir sperrten ihn ins Bad. Je wacher er wurde umso schlimmer wurde es. Er jammerte, er miauzte... erbärmlich, dann wieder wütend. Morgens um 5 Uhr gaben wir auf. Wir hatten schon Angst, dass er sich wieder verletzt und liessen ihn raus. Es war wieder dasselbe. Er rannte davon und ward erst einen Tag später wieder gesehen. Und wieder einen Schritt zahmer. 

 

Eine Woche später vermisste mein Mann einen seiner Turnschuhe. Er hatte die Schuhe im Garten getragen und auf dem Sitzplatz ausgezogen. Es fehlte aber nur einer... seltsam. Wir suchten und fanden den einen Schuh im Garten bei meinem Bruder. Da kam Mogli nach Hause, wieder mit irgendwie verrenktem Kiefer! Er konnte den Mund nicht mehr richtig schliessen. Da merkten wir erst, was geschehen war. Mogli hat wohl mit dem Schuhbändel vom Turnschuh gespielt und sich dann mit dem Draht, der ja immer noch aus seim Kiefer lugte, verhedert. So blieb der Turnschuh wahrscheinlich an seinem Draht hängen und Mogli  rannte mit dem Schuh am Draht davon... bis er im Garten meines Bruders den Schuh dann verlor. So hat sich der Kiefer wohl wieder verklemmt. Also holte ich wieder einmal das Leintuch... so fingen wir ihn wieder ein.  Es war Sonntag, so fuhren wir wieder zu einem Notfallarzt. Der war aber ganz unkompliziert, zog mir einer Beisszange diesen Draht raus - renkte da einbisschen rum. So schnell, dass sogar Mogli erst nachher realisierte, was passiert war. Ab nach Hause... Kater rennt weg... um erst am andern Morgen wieder zu kommen. Und wieder einbisschen näher...

Auch Mikesch und Mogli fingen an, sich aneinander zu gewöhnen. Sie liebten sich zwar nicht und doch wurde wohl beiden bewusst, dass sie Streuner sind und beide hier ein neues zu Hause gefunden haben.

 

So ging es immer besser,  es wurde eine Katzenklappe eingebaut und mit der Zeit wurde Mogli immer zahmer. Da wir ihn immer während des Fressens gestreichelt haben (war dann am Besten möglich) war es später manchmal schwierig, dass er überhaupt noch frass - ohne gestreichelt zu werden.

 

Es gab dann noch mehr Zwischenfälle bzw. Tierarztbesuche mit ihm. Der letzte war im Januar.. Und so hat er ein Katzenleben nach dem anderen aufgebraucht.

 

Und gerade weil Mogli soviel erlebt hat,  hätten wir  aber wirklich nie gedacht, dass wir Mogli durch einen Unfall verlieren. Er hatte ja Angst vor Lärm und zum Schluss war er schon mehr Hauskatze als "wilde Katze" und er hatte immer irgendwie Glück.

Lieber Mogli, gestern bist du überfahren worden. Wir sind Axels Kollegin Sandra von Herzen dankbar, dass sich dir angenommen hat. So konnte dich Axel nach Hause holen.

 

Wir sind unglaublich traurig und können es noch nicht richtig fassen. Ab und zu meinen wir, deinen Schatten an uns vorbei huschen zu sehen. Ab und zu meinen wir, dich am Bein gespürt zu haben. Ab und zu meinen wir, du müsstest jetzt gleich um die Ecke kommen....

 

Du hast uns gelehrt, geduldig zu sein. Du hast uns auch auf Weise ent-schleunigt, wie oft sind wir einfach mal "still" gesessen! 

 

Du fehlst uns sehr - lieber Mogli. Hab Dank, für die schöne, spannende, lustige, berührende Zeit mit dir!

 

Adieu, mein kleiner schwarzer Kater

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Kommentare: 4
  • #1

    Pascale (Freitag, 19 Februar 2016 20:30)

    Bei so schönen Abschiedsworten laufen mir die Tränen und ich finde keine passenden Worte. Es war auch für mich sehr schwer als ich meine geliebten zwei Katzen Janet und Latoya gehen lassen musste. Sie waren 19 Jahre immer für mich da. Mogli ist nun im Katzenhimmel aber er wird für alle Zeiten in unseren Herzen bleiben.
    Pascale

  • #2

    monika (Samstag, 20 Februar 2016 11:46)

    So schön.....Muss auch grad weinen...mein schwarzer Kater kam nach 18 Jahren auch nicht mehr nach Hause....traurige Grüsse Monika

  • #3

    Manuela S. (Samstag, 20 Februar 2016 17:32)

    Wunderschön gewählte Abschiedsworte haben auch mich tief berührt. ❤
    Wir haben in 10 Jahren 6 Katzen ein Daheim gegeben und leider alle wieder verloren. Noch heute schmerzt mich jeder Verlust zutiefst. Wir haben es bis heute nicht geschafft, die Lücke zu schliessen.
    In Gedanken bei Dir liebe Therese. ❤

  • #4

    Roswitha (Samstag, 20 Februar 2016 19:02)

    Ich kann nur weinen